Die Magie des Loops, die Schönheit der Wiederholung, das Angenehme im repetetiven, mühlradartigen, wühlenden Wummern der Klänge – all das ist nicht weniger als ein zentrales Element in der Musik von Huey Walker.

Huey Walker & the Tapeloops

Auf ebenso klassische, wie zeitlose Art und Weise schlägt sich dies beispielsweise in der Arbeit mit Bandschleifen wieder. In seinen Tapeloop-Stücken verarbeitet Huey Walker alte, nicht immer ausschließlich, aber doch meistens eigene Tonaufnahmen aus verschiedenen Jahren. Durch das Zerschneiden alter Kassettenbänder und das Zusammenkleben ihrer Fragmente zu neuen Magnetbandschleifen entsteht neue, unvorhersehbare Musik. Womit sich jenes Versprechen und jene Hoffnung einlösen, die einem Musik eben halt so anbietet: die Urbarmachung ungekannter Äcker, das jingle-jangly Walkthrough durch das sogenannte Life mit pling-pling-klimperndem und ebenso tragendem wie getragenem Soundtrack zu erleichtern.

huey-walker-my-heart-is-in-my-pocketIn einem Interview für conquering places klang diese Idee von Loopromantik damals so:

Immer auf der Suche nach dem ewigen Loop. Die Musik als Folge von Tönen und Tonwechseln, von über-, nach und nebeneinander gelegten Schallfrequenzen, von katzenhaft getatzten Akkorden, von orchestral in alle Richtungen schwemmendem Brei: all das – und dessen Ohr, Bauch und Herz bewurmende Qualität – irgendwie einfrieren als leiernde Schleife, die im eigenen Osszillieren ein Eigenleben entwickelt.
Der schleifenschleifbedingte Abrieb, die physikalische Arbeit im Sound, die Körnung und Struktur bringen dann die Variation. Man denke nur an die bis zum Zerschleiß gehörten Mix-Kassetten aus der Jugend, auf denen heute – zerzehrt von tausend Bandsalaten – oft nur noch ein schmirgelhaftes Resterauschen flimmert, das dabei jedoch in sehr deutlichem, unverrauschtem Maße konkrete Gefühle und Erinnerungsmomente, innere Zustände triggert. Die Romantik des Kaputtgehens. Matschiger Zauber und Klangfarbfeldmalerei. Vom Feeling her ein Gefühl wie ein Gedicht von Frank O’Hara, umgesetzt von Andy Kaufman. (Martin Hiller / Huey Walker)

Somit schließen sich mit diesem Stück einige Kreise: Grundlage für dieses Tapeloop war eine alte Kassette mit eigenen, frühen musikalischen Aufnahmen. Der Titel des Stückes ist einem Gedicht von Frank O’Hara entlehnt.

Huey Walker – My Heart Is In My Pocket, 2013

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