Diese Rezension erschien zuerst im Oktober 2009 im INTRO #176.

Wenn Nick Cave und Warren Ellis nicht gerade mit The Bad Seeds, The Dirty Three und Grinderman zusammen als rabenhafte Alt-Beaus musizieren, bestücken sie Filme mit Songs und Scores.

nick-cave-warren-ellis-white-lunarDiese sind hier auf zwei CDs kompiliert. Die bekannteren Beiträge dürften jene zu John Hillcoats „The Proposition“, für den Nick Cave auch das Drehbuch schrieb, sowie die Musik zu „The Assassination Of Jesse James By The Coward Robert Ford“ sein. Der eine Film ein beklemmender, narbengesichtiger Outback-Western, der andere ein von Brad Pitt getragenes Western-Drama im amerikanischen Mittleren Westen. Entsprechend geriet der eine Soundtrack etwas schroffer und düsterer mit endlosen, Fata-Morgana’esk flimmernden Orgelakkorden, tiefsonoren Didgeridoos und milde gesummten Mantren, der andere etwas lichtvoller und verspielter mit ausschweifenden Cello-Passagen und folkloristischen Bratschenpickings.

Filmscore-gemäß gestalten sich die Stücke improvisierter, freier und weniger Frontmann-gebunden. Es fehlt die Cave’sche Grandezza anderer Projekte. Mit „The Rider Song“ bekam „The Proposition“ für den Abspann dann aber doch die typische Cave-Ballade – das versöhnliche Zwiegespräch eines Reitenden mit der Prärie, die er durchkämmt. Ergänzt wird CD #1 durch Stücke für John Hillcoats neuen Film „The Road“, eine Romanadaption des Endzeit-epischen Father&Son-Dramas von Cormac McCarthy. Die zweite CD versammelt für jeweils eigene Veröffentlichungen zu kurz geratene, jedoch nicht minder eindringliche Beiträge für die (Dokumentar-) Filme „The Girls Of Phnom Penh“ von Matthew Watson und „The English Surgeon“ von Geoffrey Smith sowie vier unveröffentlichte Stücke aus den Archiven Caves und Ellis‘. Und der Hidden-Track ist dann der lärmendste Kontrapunkt seit Langem; als wäre 1981 und Nick Cave bei den Einstürzenden Neubauten – Hirnsäge!